VOM KRIEGSGEWEIHTEN ZUM HEILIGEN - BIOGRAFISCHE BETRACHTUNG DES HEILIGEN MARTIN, DER ZUM PATRON DER KRIEGSDIENSTVERWEIGERER WURDE

Dr. Hans Jürgen Groß
Zukunft gestalten: WEG- und Wandlungsbegleitung
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VOM KRIEGSGEWEIHTEN ZUM HEILIGEN - BIOGRAFISCHE BETRACHTUNG DES HEILIGEN MARTIN, DER ZUM PATRON DER KRIEGSDIENSTVERWEIGERER WURDE

Dr. Gross INFO
Es ist faszinierend, sich mit den biografischen Erlebnissen von Menschen auseinanderzusetzen und zu erkunden, welche Kräfte und Übertragungen ihren Weg geprägt haben. Dieses Interesse dient mir als Grundlage, um mich mit verschiedenen Personen und ihren Lebensaufgaben intensiv auseinanderzusetzen. Heute Morgen habe ich mich mit der Biografie von Martin von Tours beschäftigt, dessen Namenstag wir heute feiern.

Als jemand, der protestantisch erzogen wurde, hatten Heilige für mich wenig Bedeutung. St. Martin kannte ich nur dem Namen nach und wusste, dass er von den Katholiken verehrt und gefeiert wird. Die Geschichte von seinem geteilten Mantel brachte ich irgendwann mit ihm in Verbindung, doch das war es auch schon. Erst als meine Kinder eine katholische Kindertagesstätte besuchten, wurde St. Martin für mich präsenter.

Am Abend des 11. Novembers gab es einen kleinen Gottesdienst in der Kirche, in dem die Geschichte der Mantelteilung erzählt wurde. Anschließend zogen die Kinder singend und Laternen tragend durch die Straßen bis zu einem Altenheim, wo sie gemeinsam sangen. Ein Mensch mit einem langen Mantel ritt vor dem Zug auf einem Pferd. Zurück im Kindergarten erhielt jedes Kind ein Weckmännchen.

Doch wer war dieser Mann Martin? Was hat er in seinem Leben erlebt, was hat ihn geprägt? Wie verlief sein Weg? Diese Fragen haben mich heute beschäftigt, und ich wurde reich beschenkt durch die Erkenntnisse, die ich gewonnen habe.

Dem Vorbild Martins folgend möchte ich diese Erkenntnisse gern hier mit euch teilen.

St. Martin 2023


Um das Jahr 316 oder 317 wurde in Ungarn ein Junge geboren, dessen Vater als römischer Militärtribun dort stationiert war. Der Junge erhielt den Namen Martinus und ist uns heute als „heiliger Martin“ bekannt.

Der Name Martinus bedeutet „dem Kriegsgott Mars geweiht“. Mit der Namensgebung war bereits das weitere Schicksal des Neugeborenen festgeschrieben, denn der Vater erwartete, dass sein Sohn Soldat werden sollte. Der Vater selbst trug den Namen Martinus, und auch der jüngere Bruder wurde so benannt.

Martins Kindheit war von einer strengen Erziehung geprägt, die ihn auf eine militärische Laufbahn vorbereiten sollte. Über Martins Mutter ist wenig bekannt, ihr Name ist nicht überliefert. Sie lebte in Pavia, der Heimatstadt ihres Mannes in Oberitalien.

Mit etwa zehn Jahren kam Martin in Italien erstmals mit dem Christentum in Kontakt. Er wurde von der Botschaft Jesu beeindruckt und fand im christlichen Glauben eine Alternative zu der Strenge seines Vaters. Er ließ sich in die Gruppe der Taufbewerber, aufnehmen. Sein Streben galt, Gott und seinen Nächsten zu dienen.

Dennoch folgte er den Vorgaben des Vaters und wurde Soldat. Auch die Mutter war gegen die Taufe ihres Sohnes und versuchte, ihn vom Christentum abzubringen.

Besonders angezogen fühlte sich Martin von Hilarius von Poitiers. Dieser war ein Bischof und Kirchenlehrer, der im 4. Jahrhundert lebte. Er war ein Verteidiger der Trinitätslehre, die sich gegen eine aufkommende Lehre der Zeit wandte, nach der Jesus Christus nicht wesensgleich mit Gott, aber dessen vornehmstes Geschöpf sei.

Im Gegensatz hierzu besagt die Trinität, dass Gott in drei Personen oder Hypostasen besteht: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Diese Lehre wurde von verschiedenen griechischen Einflüssen geprägt. Ein einfaches Beispiel, um die Trinitätslehre zu erklären, ist die Sonne. Die Sonne ist ein Himmelskörper, der aus drei Teilen besteht: der Sonnenkugel, dem Sonnenlicht und der Sonnenwärme. Diese drei Teile sind nicht voneinander getrennt, sondern bilden eine Einheit. Die Sonne ist immer noch eine Sonne, egal ob wir sie als Kugel, Licht oder Wärme wahrnehmen. Dieses Beispiel zeigt, dass sich das Göttliche in allem zeigt, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Es ist im Außen, Innen, und in der Gemeinschaft der beiden zu finden.

Als Martin zu einem jungen Mann herangereift war, etwa 18 Jahre alt, wurde er als römischer Soldat in Amiens stationiert. Amiens war damals eine Stadt in der römischen Provinz Gallien und eine wichtige Militärstation.

Eines Tages, im Winter, begegnete Martin am Stadttor einem armen Bettler. Der Bettler fror und hatte kaum Kleidung. Martin empfand Mitgefühl mit ihm und teilte seinen Mantel mit seinem Schwert in zwei Hälften. Er gab dem Bettler eine Hälfte und behielt die andere für sich.

In der darauffolgenden Nacht hatte Martin einen Traum. Er sah Jesus, der seinen halben Mantel trug und zu den Engeln sagte: „Martin, der bislang nicht getauft ist, hat mich bekleidet.“ Martin wachte auf und ihm wurde klar, dass er aus dem Militär austreten und Mönch werden musste.

Die Symbolik der Teilung des Mantels liegt darin, dass Martin der Lehre der Trinität folgt und Gott in allem erkennt, was ist. In dem Bettler im Gegenüber, ebenso wie in der eigenen Existenz. Er teilte nicht nur ein materielles Gut, sondern auch seine Würde und Autorität, mit dem Bettler. Der Mantel war ein Zeichen seiner Zugehörigkeit zur römischen Armee, zu seiner Stellung im besetzten Land. Indem er seinen Mantel teilte, zeigte er, dass er den Bettler als seinen Nächsten und Bruder ansah, der ebenso viel Wert und Respekt verdiente wie er selbst. Daher gab er auch nur den halben Mantel ab und behielt ein Stück für sich zurück.

Die Entlassung aus dem Militärdienst war nicht einfach möglich. Martin musste Kaiser Julian selbst um seine Entlassung bitten. Er sagte dem Kaiser, dass er als Christ nicht kämpfen könne. Der Kaiser war wütend und hielt ihn für feige. Er wollte ihn am nächsten Tag den Feinden, den Persern, ausliefern, mit denen man sich im Krieg befand. Doch Martin hatte Glück, dass genau an dem Tag, an dem er an den Feind ausgeliefert werden, sich dieser zurückzog, um sich aufzustellen. Der Kaiser sah in ihrem Rückzug ein Zeichen und gab dem Wunsch Martins nach und entließ ihn aus seiner Verpflichtung.

Nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst gründete Martin mehrere Klöster in Gallien, darunter das berühmte Kloster von Ligugé, das als das älteste in Europa gilt. Er lebte dort als Abt und führte ein einfaches und asketische Leben, wirkte als unermüdlicher Missionar.

Martin setzte sich für die Rechte der Armen und der Unterdrückten ein. Er sprach sich für die Abschaffung der Todesstrafe aus und verhinderte mehrmals die Hinrichtung von Verurteilten. Weiter wirkte er als ein Vermittler zwischen den verschiedenen Parteien in den kirchlichen und politischen Konflikten seiner Zeit.

Durch sein Wirken erlangte er die Aufmerksamkeit des Volkes, das darauf drang, ihn zum Bischof von Tours zu wählen. Martin wehrte sich dagegen. Sein Ansinnen war, lieber ein einfaches und demütiges Leben als Mönch zu führen, als in der Macht dieses Amtes zu stehen. Er fühlte sich nicht würdig, eine so große Verantwortung zu übernehmen, und fürchtete sich vor dem Schatten in sich selbst. Davor, dass er seinen eigenen Idealen untreu werden könnte.

Deshalb versuchte er, sich seinem Schicksal zu entziehen, indem er sich in einem Gänsestall versteckte. Er hoffte, dass die Menschen ihn dort nicht finden, einen anderen Kandidaten wählen würden. Aber sein Plan misslang, denn die Gänse verrieten ihn mit ihrem lauten Geschnatter. Die Menschen entdeckten ihn und zerrten ihn aus dem Stall. Sie setzten ihn gegen den Widerstand einiger Bischöfe, die ihn für zu ungebildet und zu einfach hielten, als Bischof von Tours durch. Am 4. Juli 372 wurde Martin zum Bischof geweiht. Die Gänse jedoch sind seitdem eng mit Martin verbunden.

Martin wurden viele Wunder nachgesagt. Er soll einen Mitbruder, der bisher nicht getauft war, von den Toten erweckt haben, indem er an seinem Totenbett betete. Er heilte viele Kranke, die zu ihm kamen, von verschiedenen Leiden, wie Lähmung, Blindheit, Fieber, Aussatz und Dämonenbesessenheit. Weiter verhinderte er einen Krieg zwischen den Franken und den Alamannen, indem er zwischen den beiden Parteien vermittelte.

Er starb am 8. November 397 in Candes, einem Ort an der Loire, wo er ein weiteres Kloster gegründet hatte, und wurde am 11. November in Tours unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Der 11. November wurde zu seinem Namenstag. Sein jüngerer Bruder, der mit ihm in der Abtei von Ligugé gelebt hatte, wurde später sein Nachfolger als Abt. Er starb im Jahr 400.

Martin von Tours wurde nie offiziell heiliggesprochen, sondern erhielt die Heiligenverehrung durch die Anerkennung des Volkes, das ihn als Wundertäter verehrte. Er war der erste Heilige, der nicht als Märtyrer gestorben war. Seine Heiligkeit wurde auch von der Kirche bestätigt, die ihm eine Basilika in Tours errichtete und seinen Namenstag am 11. November festlegte. Martin wurde zum Schutzheiligen der Bettler erklärt. Aber auch die Kriegsdienstverweigerer erklärten ihn zu ihrem Patron, weil er sich selbst gegen den Militärdienst ausgesprochen hatte, um sich dem christlichen Glauben und dem Dienst an den Armen zu widmen. Er sah einen Widerspruch zwischen Krieg und dem Töten von Menschen und dem Gebot der Nächstenliebe. Er soll gesagt haben: „Ich bin ein Soldat Christi, es ist mir nicht erlaubt zu kämpfen.“

Martins Leben und Wirken sind bis heute inspirierend. Er ist ein Vorbild für alle, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Nächstenliebe einsetzen.

Zusammenfassung:
Der heilige Martin wurde um 316/317 in Ungarn geboren. Er war der Sohn eines römischen Militärtribuns und sollte selbst Soldat werden. Im Alter von etwa 10 Jahren kam er in Italien erstmals mit dem Christentum in Kontakt und ließ sich später taufen. Vorausgegangen war die allgemein bekannte Mantelteilung. Er entschied sich, aus dem Militär auszutreten und Mönch zu werden.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst gründete Martin mehrere Klöster in Gallien und wirkte als unermüdlicher Missionar. Er setzte sich für die Rechte der Armen und der Unterdrückten ein und sprach sich für die Abschaffung der Todesstrafe aus.

Martin wurde gegen seinen Willen zum Bischof von Tours gewählt. Er war ein beliebter und angesehener Bischof, der sich für Frieden und Versöhnung einsetzte. Er starb am 8. November 397 in Candes und wurde am 11. November in Tours beigesetzt.

Martins Leben und Wirken sind bis heute inspirierend. Er ist ein Vorbild für alle, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Nächstenliebe einsetzen.


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