Die Legende vom Riesenstein

Dr. Hans Jürgen Groß
Zukunft gestalten: WEG- und Wandlungsbegleitung
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Die Legende vom Riesenstein

Dr. Gross INFO


In grauer Vorzeit, als die Welt noch jung war und die Erde noch Feuer spuckte, lebten zwei Riesen auf zwei Bergen, die das Land weit überragten.

Lothar, der Herr des Lotterbergs, war ein mächtiger Riese aus Feuer und Stein, dessen Zorn so heiß war wie die Lava, die einst aus seinem Berg geflossen war. Kunibert, der Hüter des Heiligenbergs, war ein sanfter Riese aus Erde und Gras, dessen Weisheit so tiefgründig war wie die Wurzeln der Wälder, die den Berg bedeckten.

Eines Tages erblickte Lothar Nagate, die Flussnixe, die mit ihren silbernen Wellen durch das Tal tanzte. Ihre Schönheit war so bezaubernd wie der Mondenschein, ihre Stimme so melodisch wie das Plätschern des Wassers. In Lothars Herz entbrannte eine wilde Leidenschaft, so heiß wie die Glut seines Berges.

Auch Kunibert war von Nagates Anmut gefesselt. Ihre sanfte Kraft, die das Land mit Leben tränkte, sprach tief zu seiner Seele. Er sah in ihr nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch die Quelle allen Lebens.

Doch Nagate stand zwischen den beiden Riesen, unfähig, sich für einen zu entscheiden. Ihr Herz gehörte dem Fluss, der frei und ungebunden durch die Landschaft floss. Sie liebte die Kraft des Feuers und die Weisheit der Erde, doch sie konnte sich keinem von ihnen ganz hingeben.

Lothar beobachtete mit wachsender Sorge, wie Kunibert sich Nagate näherte, die er ganz für sich beanspruchte. Kuniberts sanfte Art und seine tiefe Verbundenheit mit der Natur berührten Nagates Herz. Zunehmend verbrachte sie Zeit mit ihm, lauschte seinen Geschichten und lernte von seiner Weisheit.

Lothars Eifersucht wuchs mit jedem gemeinsamen Moment, den Nagate und Kunibert verbrachten. Die Vorstellung, dass Nagate seine Liebe nicht erwidern würde, stach wie glühende Lava in sein Herz. In seiner Wut vergaß er die Harmonie der Natur, die einst zwischen den beiden Bergen und ihren Hütern geherrscht hatte.

In blinder Wut packte er einen Felsbrocken, so groß wie ein Haus, und schleuderte ihn mit aller Macht gegen Kunibert – ein verzweifelter Versuch, diesen zu vernichten.

Nagate, getrieben von ihrer Liebe zu beiden Riesen, erhob ihre Hände. Mit der Kraft ihres Willens lenkte sie den Felsbrocken ab. Er krachte mit ohrenbetäubendem Getöse ins Tal und grub sich tief in den Boden ein, ein stummes Zeugnis von Lothars zerstörerischer Wut.

Lothar, der diese unglaubliche Tat gesehen hatte, war wie gelähmt. Seine Wut und sein Zorn verflogen in einem Strudel aus Schuld und Reue. Er erkannte die zerstörerische Kraft seiner Tat und die unbändige Macht der Liebe, die Nagate gezeigt hatte.

Kunibert, in seiner Weisheit und Güte, verzieh dem Freund. Denn Lothars Wut war aus Liebe zu Nagate entbrannt – einer Liebe, die sie alle verband.

Unsere Vorfahren erzählten sich diese Geschichte, um die Erkenntnis weiterzugeben, dass Liebe und Verständnis stärker sind als Hass und Zerstörung. Sie sahen in den Riesen die Verkörperung der Naturgewalten, die miteinander ringen, aber auch in Harmonie zueinander bestehen können, wenn sie sich so annehmen, wie sie sind. Nagate, die Flussnixe, symbolisiert die Lebenskraft, die diese gewaltigen Kräfte miteinander verbindet und in Balance hält.

Die Legende vom Riesenstein ist eine Erinnerung daran, dass wir Menschen Teil der Natur sind und mit ihr in Einklang leben müssen. Nur wenn wir die Kraft der Liebe und Weisheit nutzen, können wir die zerstörerischen Kräfte in uns selbst und in der Welt überwinden.

Heute noch leben die Drei in Frieden nah beieinander: Lothar auf dem Lotterberg, Kunibert auf dem Heiligenberg und in ihrer Mitte die Eder, der Fluss der Nixe Nagate. Der Riesenstein am Ederufer, nahe Wolfershausen, steht noch immer als ein Mahnmal fehlgeleiteter Wut, jedoch auch als Sinnbild für bedingungslose Liebe und Verzeihen.

Text und Foto © 2024 - Hans Jürgen Groß


siehe auch: + + + https://t1p.de/riesenstein + + +




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