Der Sturmflutkelch von Nordstrand: Eine Geschichte von Wundern und der Hoffnung

Dr. Hans Jürgen Groß
Zukunft gestalten: WEG- und Wandlungsbegleitung
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Der Sturmflutkelch von Nordstrand: Eine Geschichte von Wundern und der Hoffnung

Dr. Gross INFO
Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben:
entweder so, als wäre nichts ein Wunder,
oder so, als wäre alles eines.
(Albert Einstein)

Glaubst du an Wunder? Ein Wunder ist ein Ereignis, das unsere Vorstellungskraft übersteigt, uns staunen und zweifeln lässt. Ein Wunder ist etwas, das nicht in unsere rational geprägte Welt passt.

Und doch gibt es sie, diese Wunder. Sie geschehen manchmal an den unwahrscheinlichsten Orten, zu den unerwartetsten Zeiten.

Eine solche wunderbare Geschichte habe ich in meinem diesjährigen Urlaub auf Nordstrand gehört. Es war bereits mein dritter Besuch auf dieser Insel, die mich mit ihrer ruhigen und natürlichen Atmosphäre immer wieder anzieht. Doch dieses Mal sollte ich etwas erfahren, das mich tief berührte und ansprach.

Es geht um einen Kelch. Einen goldenen Kelch, der mit Bergkristallen und anderen kostbaren Steinen verziert ist. Ein Kelch, der einst zum Abendmahl in einer Kirche auf einer Insel diente. Einen Kelch, der zweimal dem Untergang entkam und zweimal gerettet wurde. Einen Kelch, der heute in einem Museum steht, aber immer noch eine starke Verbindung zu seiner Heimat hat. Es geht um den Sturmflutkelch von Nordstrand. *



Die Geschichte des Sturmflutkelches beginnt im 15. Jahrhundert. Damals gab es nahe dem Ort, an dem einst die sagenumwobene Stadt Rungholt lag, die im Jahr 1362 im Meer verschwand, eine große Insel namens Strand. Auf dieser Insel lebte ein reicher und frommer Mann namens Laurens Leve. Er war der Verwalter (Staller) der Insel und hatte viel Einfluss und Ansehen. Er spendete viele sakrale Gegenstände für die Kirchen in der Region.

Eines seiner Geschenke war ein prächtiger goldener Abendmahlskelch, den er im Jahr 1459 der Kirche zu Morsum auf Strand stiftete. Der Kelch war eine Meisterleistung der Goldschmiedekunst und sollte von dem Reichtum und dem Glauben seines Stifters zeugen. Er war mit Bergkristallen besetzt, die so geschickt angeordnet waren, dass sie wie Granate oder Rubine aussahen.

Doch dieser Schatz sollte nicht lange in der Sicherheit des abgestammten Ortes bleiben. Denn im Jahr 1634 ereignete sich eine große Katastrophe, die die Insel Strand zerstörte. Es war eine gewaltige Sturmflut, die in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober über die Küste hereinbrach. Die Flutwelle war so hoch und so stark, dass sie Häuser und ganze Dörfer wegspülte. Tausende Menschen ertranken in den eisigen Fluten. Die Insel Strand wurde in mehrere Teile zerrissen und bildete die heutigen Inseln Nordstrand und Pellworm sowie zahlreiche Halligen.

Auch die Kirche zu Morsum auf Strand wurde von der Flut zerstört. Der Kelch wurde aus seinem sicheren Ort gerissen und ins Meer gespült. Er versank in den Tiefen des Wassers und schien für immer verloren zu sein.

Der Kelch jedoch überstand die Naturkatastrophe unbeschadet und konnte aus den Fluten gerettet werden. Er fand seine neue Heimat in der Kirche auf der neuentstandenen Hallig Nordstrandischmoor.

Und doch war der Kelch wieder nur vorübergehend an einem Ort angelangt. Denn im Jahr 1825 ereignete sich erneut eine Sturmflut, die die Hallig Nordstrandischmoor heimsuchte. Die Flut war so heftig, dass sie die Kirche und viele Häuser zerstörte. Wieder versank der Kelch in den Fluten und wurde abermals angespült und gerettet.

Das Ende der Kirche in Nordstrandischmoor war jedoch besiegelt. Der Kelch wurde der dänischen Regierung übergeben und kam ins dänische Nationalmuseum in Kopenhagen, wo er heute noch steht. Seine zweimalige Sturmflut-Odyssee brachte dem Kelch seinen Namen „Sturmflutkelch“ ein.

Die starke Verbindung zu seiner Heimat verlor er jedoch nie. Er wurde zu einer Legende, zu einer Sage, zu einer Inspiration.

Der Maler Carl Ludwig Jessen verewigte die Geschichte des Kelches in seinem Gemälde „Nach der Sturmflut“, das er im Jahr 1879 zeichnete und das seine Vorlage in dem 1836 publizierten Werk „Die Hallig“ von Johann Christian Biernatzky findet. Es zeigt die Trauer und das Leid, aber auch die Hoffnung und das Wunder. ** / ***

Im Jahr 2015 gelangte eine Nachbildung des Kelches auf Nordstrand zurück, wo sie zu besonderen Ereignissen öffentlich ausgestellt wird.

Die Geschichte des Sturmflutkelches ist eine Geschichte von Wundern. Sie zeigt uns, dass das scheinbar Unmögliche möglich ist. Sie zeigt uns ebenso, dass es immer Hoffnung gibt, auch in den dunkelsten Zeiten des Lebens.

Mich hat diese Geschichte fasziniert, sodass ich mich intensiv mit ihrem geschichtlichen Hintergrund auseinandergesetzt habe. - Vielleicht wird hieraus noch eine weitere Erzählung entstehen.

Dies war eine Geschichte über ein großes Wunder. Die kleinen Wunder liegen am Wegrand unseres Lebens versteckt. Wenn du achtsam und aufmerksam hinschaust, dann wirst du sie entdecken.

Text und Fotos © 2023 Hans Jürgen Groß


Verweise:
* https://www.foerderverein-fuer-kultur-auf-nordstrand.de/wissenswertes/

** https://www.kettererkunst.de/image-max.php?obnr=119001677&anummer=490&ebene=0&ext=0

*** https://www.gutenberg.org/files/49592/49592-h/49592-h.htm

Weitere Geschichten, wie diese, finden Sie auf meiner Webseite: https://lebensschätze.de







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